Ehegattenunterhalt beim Wechselmodell

Das Wechselmodell, bei dem Kinder nach der Trennung oder Scheidung ihrer Eltern abwechselnd bei beiden Elternteilen leben, wirft viele rechtliche Fragen auf, insbesondere im Bereich des Unterhalts. Eine der komplexesten Fragen ist, wie der Ehegattenunterhalt zu regeln ist, wenn beide Eltern die Kinderbetreuung nahezu gleichwertig übernehmen.

Grundlagen des Ehegattenunterhalts

Der Ehegattenunterhalt ist eine finanzielle Unterstützung, die der finanziell leistungsfähigere Partner dem weniger leistungsfähigen Partner nach einer Trennung oder Scheidung zahlen muss. Dies soll einen ähnlichen Lebensstandard wie in der Ehe gewährleisten, insbesondere wenn einer der Partner zugunsten der Kinderbetreuung oder aus anderen Gründen auf eine eigene Karriere verzichtet hat.

Einfluss des Wechselmodells auf den Unterhaltsanspruch

Im Wechselmodell teilen sich die Eltern die Betreuung der Kinder meist gleichmäßig, was bedeutet, dass beide Elternteile sowohl für die Betreuung als auch für die Erwerbstätigkeit Zeit aufbringen müssen. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Unterhaltsanspruch:

  1. Reduzierung des Unterhaltsanspruchs: Da beide Elternteile durch das Wechselmodell sowohl betreuende als auch erwerbstätige Funktionen übernehmen, kann dies zu einer Reduzierung des Unterhaltsanspruchs führen. Der Grund dafür ist, dass beide Eltern durch die gleichmäßige Aufteilung der Betreuungspflichten potenziell die Möglichkeit haben, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen.
  2. Bedarfsgemeinschaft: Im Wechselmodell kann argumentiert werden, dass durch die gleichmäßige Aufteilung der Betreuungszeiten und der damit verbundenen Kosten für die Kinder keiner der beiden Elternteile in der Lage ist, Unterhaltsleistungen wie im traditionellen Residenzmodell zu erbringen, bei dem ein Elternteil hauptsächlich betreut und der andere hauptsächlich finanziert.
  3. Berechnung des Unterhalts: Die Berechnung des Ehegattenunterhalts im Wechselmodell kann kompliziert sein, da sie eine detaillierte Bewertung der finanziellen Situation beider Elternteile erfordert. Es müssen Einkommen, Betreuungsleistungen und weitere individuelle Faktoren berücksichtigt werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen

In Deutschland gibt es bisher keine spezifischen gesetzlichen Regelungen, die ausschließlich das Wechselmodell behandeln. Die Gerichte müssen daher im Einzelfall entscheiden, wobei sie die Grundsätze des Familienrechts anwenden. Die Rechtsprechung entwickelt sich stetig weiter, und Entscheidungen können je nach den Umständen des Einzelfalles variieren.

Abschließend

Das Wechselmodell stellt eine moderne und zunehmend beliebte Form der Kinderbetreuung nach einer Trennung dar. Es fordert jedoch eine neue Betrachtungsweise des Ehegattenunterhalts, da traditionelle Modelle der Unterhaltsberechnung nicht immer gerecht oder praktikabel sind. Angesichts der Gleichverteilung der Betreuungsverantwortung könnten sich die Unterhaltsansprüche reduzieren oder anders gestaltet werden. Paare, die ein Wechselmodell in Betracht ziehen, sollten daher eine klare Vereinbarung über die finanzielle Unterstützung treffen und möglicherweise rechtlichen Rat einholen, um ihre spezifische Situation angemessen zu adressieren.

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